Fussballgolf kennen noch wenige. Das will der neue Verein «Fussballgolfclub Hitzkirch» ändern. Ein Mitstreiter ist bereits gefunden.
Viktor Jurt ist in seinem Element. Mit roter Kreide bewaffnet, schreitet er durch den Werkzeugraum der Jurt Gartenbau GmbH, läuft rechts um den Mittelpfosten des Raumes und zeigt an der Wand zu seiner Linken auf das unterste Regal. «Dort muss der Ball hin». Danach geht er zurück zum Eingang des Raumes, zeichnet ein rotes Kreuz auf den Boden und platziert darauf einen Fussball. Was Jurt hier macht, ist nicht eine Vermessung des Raumes, sondern die Vorbereitung auf eine Runde Fussballgolf. «Fussball-was?», werden sich die meisten wohl fragen. «Das Spiel vereint fussballerisches Können mit Taktik», erklärt Jurt. Der 36-Jährige ist Co-Präsident des Fussballgolfclubs Hitzkirch. Wie beim Golf muss jeder Spieler mit möglichst wenig Schlägen, in diesem Fall Schüssen, den Ball in vorgegebene Löcher spielen. Nur eben nicht mit Golfschlägern, sondern mit den Füssen. Auch die Regeln stammen hauptsächlich aus dem Golfsport, werden aber mit neuen ergänzt (Siehe Kasten).
Durch Zufall entdeckt
Fussballgolf wird eigentlich draussen gespielt. «Momentan ist das Fussballfeld gesperrt, darum müssen wir drinnen trainieren.» Das sei auch der Hauptgrund gewesen, weshalb die Fussballgolfer vor drei Wochen den Verein gründeten. «Wir wollen auch im Winter spielen und eine Halle mieten können. Das geht als Verein viel einfacher.»
Entdeckt haben sie die Sportart durch Zufall. Als ehemalige Fussballer organisierten sie zusammen mit dem FC Hitzkirch im vergangenen Jahr den Leisi-Cup, ein F-Junioren-Turnier. «Wir wollten etwas Spezielles bieten und kamen unter anderem auf Fussballgolf», sagt Co-Präsident Jurt. Um das Spiel zu testen, fingen die heutigen Vorstandsmitglieder des Fussballgolfclubs selber damit an, Bälle auf dem Skate-Park, im privaten Garten oder auf dem Fussballplatz in selbst konstruierte Ziele – wie zum Beispiel Wäschezuber – zu schiessen. Schon bald kamen mehr Interessierte hinzu und es entwickelten sich regelmässige Fussballgolfabende.
Grosses Interesse
Inzwischen zählt der Verein zwölf Aktivmitglieder, die sich jeden Donnerstag bei Gartenbau Jurt treffen, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Hinzu kommen 28 Passivmitglieder. Unter ihnen ist auch Gemeindepräsident David Affentranger. «Als wir den Verein bei der Gemeinde anmeldeten, wurde er auf uns aufmerksam und trat sofort bei», so Jurt. Das Interesse für die Fussballgolfer sei allgemein gross. «Viele wollen wissen, was es mit dieser Sportart auf sich hat», sagt Nicolas Cogordan, der für die Events und das Material des Fussballgolfclubs zuständig ist.
Bei dem geglückten Start kommt schnell die Frage auf, was die weiteren Ziele des neuen Vereins sind. «Wir möchten jeweils eine Sommer- und eine Wintermeisterschaft durchführen», sagt Jurt. Sportliche Ziele habe man momentan aber noch keine. Um an den Schweizermeisterschaften teilzunehmen, müssten die Fussballgolfer in die Romandie. Nur dort gibt es professionelle Fussballgolfplätze. «Jedes Mal drei bis vier Stunden für ein Spiel zu fahren, liegt für uns aus beruflichen Gründen momentan nicht drin», sagt Jurt.
Etwas neues ausprobieren
Um trotzdem auf einem richtigen Fussballgolffeld spielen zu können, müssen die Vereinsmitglieder aber nicht allzu weit gehen. Auf den grünen Wiesen von Josef Müller in Müswangen steht nämlich seit zwei Jahren ein solches Feld. Beim Hof Holzmatt des 55-Jährigen werden seit 25 Jahren Gäste betreut, die jeweils in Gruppen im Hofrestaurant essen, Tiere streicheln oder die Kneippanlage benutzen. «Ich beobachtete eine dieser Gruppen beim Fussballgolfspielen, als wir noch keine Anlage dafür hatten.» Müller gefiel, was er sah und schon bald kamen die ersten Gäste zur Holzmatt, um Fussbälle in Löcher zu schiessen. «Den Gästen gefällt es, in der Natur zu sein und etwas Neues auszuprobieren», ist Müller überzeugt. Auch er kann das wachsende Interesse am Sport bestätigen. «Inzwischen kommen sogar Juniorenfussballer zu uns.»
Spass bleibt im Vordergrund
Dass sich nun ein erster Verein dazugesellt, der ausschliesslich diesen Sport ausübt, freut Müller besonders. «Davon profitiere natürlich auch ich.» Auch den Fussballgolfern gefällt die Anlage von Müller: «Wir würden hier gerne unsere Sommermeisterschaft durchführen.» Die Anlage mit Fässern, Tornetzen und Futterwagen als Ziele hat Müller selber gestaltet. Die Regeln des Spiels müssen die Gäste untereinander festlegen.
Für den Club sollte das kein Problem darstellen. Der Verein hat auf drei A4-Seiten Spielregeln zusammengestellt. So muss zum Beispiel die Ballberührung «auf ein Minimum begrenzt» werden. Wer falsch spielt, kann sogar vom Spiel ausgeschlossen werden. Trotz diesen klaren Leitlinien bleibe der Spass im Vordergrund, betont Viktor Jurt. Und auch das haben die Fussballgolfer mit Regel Nummer 1 festgehalten: «Wir spielen miteinander und nicht gegeneinander.»