Das Theaterensemble der Kantonsschule Seetal führte am Wochenende «Peer Gynt» auf. Das schwierige Stück verlangte den jungen Schauspielern alles ab. Besonders einem.
«Ich werde König, ich werde Kaiser!» Peer will hoch hinaus. Mit Lügen und Prahlereien will sich der junge Bursche bis an die Spitze der Gesellschaft kämpfen. Aber eigentlich ist er ein Nichts. Lügend, schreiend, stampfend, ja fast schon trotzend – so interpretiert Hauptdarsteller und Co-Regisseur Dominik Kilchmann in der Aula der Kanti die aufmüpfige Figur.
Das Theaterstück des Dramtikers und Lyrikers Henrik Ibsen «Peer Gynt», das am vergangenen Wochenende von der Kanti Seetal aufgeführt wurde, gilt in Szenekreisen als fast unaufführbar. Die Geschichte ist sehr komplex, wirr und monologisch verstrickt. Die schwere Kost vereinfacht und modernisiert präsentieren: Das hat sich Kilchmann mit dem Theaterensemble der Kantonsschule Seetal vorgenommen.
Das Stück handelt von einem ärmlichen Bauernsohn im 19. Jahrhundert, dessen Vater durch Misswirtschaft und Alkohol Hab und Gut verliert. Durch Lügengeschichten versucht Peer seine Vergangenheit zu vertuschen und verdrängen. Er träumt davon, König zu werden und über alle anderen zu herrschen. In der Realität verliebt er sich in Solvejg, verlässt diese aber, um seine Ziele zu erreichen. Durch verschiedene Umstände kehrt er später wieder zurück nach Hause und versucht sein Ich wiederzufinden, seine Seele zu retten.
Diese unaufhörliche Suche nach dem Sein und Nichtsein ist zentraler Bestandteil des gut eineinhalb Stunden dauernden Theaterstücks. «Es ist eine anspruchsvolle Umsetzung mit schwierigen Elementen. Wir haben aber versucht, vieles auf die heutige Zeit zu adaptieren und so einfacher und verständlicher darzustellen», sagt Ursula Josi, Lehrerin und Co-Regisseurin von «Peer Gynt».
Tatsächlich ist die Umsetzung gut gelungen. Während einer Passage ist Peer von mehreren schwarz gekleideten Jugendlichen umgeben. Sie sagen Sätze wie: «Ich habe Angst, dass ich keinen Job finde.» oder «Ich möchte studieren gehen, weiss aber nicht was.» Die Dialoge passen zur aktuellen Handlung. Um das Ganze noch authentischer zu machen, werden diese Sätze auf Schweizerdeutsch gesprochen, während die eigentliche Handlung hochdeutsch vorgetragen wird.
Neben der tollen Interpretation überzeugt auch die schauspielerische Leistung. Besonders Dominik Kilchmann weiss in seiner Rolle zu glänzen. Die vielschichtige und komplexe Figur mit Hang zur Schizophrenie verkörpert er souverän. Mit verzerrtem Gesicht, ständig umherirrendem Blick und leidenschaftlicher Hingabe zu seiner Geliebten Solvejg überzeugt der 20-Jährige. Seine langen und teils wirren Monologe sind stets gut verständlich.
Auch Eva Maria Felder, die Solvejg spielt, interpretiert ihre Rolle ausgezeichnet. Sie präsentiert sich als anmutige Persönlichkeit, die bis auf Lebzeiten auf die Rückkehr ihres Geliebten wartet. Diesem ist nach seinen langen Reisen immerhin etwas bewusst geworden: «König sein ist langweilig, obwohl ich das doch immer wollte.»