Die Luzerner Biobauern feiern 25 Jahre «Bio Luzern». Ihre Produkte erfreuen sich steigender Beliebtheit. Vorstandsmitglied Franz Elmiger sieht aber noch Handlungsbedarf.
Franz Elmiger macht einen entspannten Eindruck. «Früher sah ich alles noch viel sturer. Ich dachte, dass auf meinen Feldern kein einziges Unkraut wachsen darf», sagt das Vorstandsmitglied des Vereins «Bio Luzern», der im vergangenen Jahr die Funktion des Kassiers übernahm. Heute sei das anders. «Ich habe die Bekämpfungsstrategie aufgegeben und muss feststellen, dass es wunderbar funktioniert.» Macht biologische Landwirtschaft also entspannter? «Ich weiss es nicht, vielleicht liegt es auch am Alter», sagt der 49-Jährige und lacht. Klar sei aber, dass diese Art Landwirtschaft mit mehr Arbeit verbunden ist. Besonders am Anfang.
Diese Erfahrung machte Elmiger vor gut 13 Jahren. Im Jahr 2004 kaufte er zusammen mit seiner Frau den Pachthof neben dem Seminarhotel Chlotisberg. «Für mich war von Anfang an klar, dass ich den Betrieb auf Bio umstellen werde», sagt der gelernte Bauer, der 15 Jahre im Treuhandbereich gearbeitet hatte. Die Überzeugung dafür kam aus seiner Familie. «Als mein Bruder den elterlichen Hof in Ermensee übernahm, stellte er sofort auf Bio um.» Er habe dort gesehen, dass es funktionieren kann. «Bereits mein Vater setzte nur Chemie ein, wenn es wirklich nötig war. Er hat einfach den Schritt zu Bio noch nicht gemacht.»
Der Hof Chlotisberg war anfangs ein klassischer Luzerner Bauernhof mit Milch- und Fleischproduktion. Als Elmiger im Jahr 2005 offiziell dem Bio-Label angehörte und damit auch dem Verein «Bio Luzern» beitrat, brauchte er zwei Jahre, um den Betrieb umzustellen. Da Elmiger Legehennen aufzieht, musste er dafür sorgen, dass diese nach draussen können. Für die Rinder baute er einen Auslauf, welchen die Tiere stets nutzen können. Nebst baulichen Massnahmen kamen neue Herausforderungen auf Elmiger zu: «Blacken und fehlender Stickstoff im Boden machten mir anfangs das Leben schwer.» So musste er häufig stundenlang durchs Feld gehen und die lästigen Blacken ausreissen. Den fehlenden Stickstoff kompensierte er durch effizienteren Einsatz von Gülle und Mist. «Manche Kulturen wie Weizen brauchen viel Dünger, andere wiederum fast keinen.» Überdüngung ist sowieso ein wichtiges Thema für Franz Elmiger. «Wenn alle Betriebe auf Bio setzen würden, wäre das Problem mit zu viel Phosphor in den Gewässern gelöst», ist er sich sicher.
Dass dies noch Wunschdenken ist, zeigen aktuelle Zahlen von Bio-Suisse: In der Schweiz setzen aktuell 6148 Betriebe auf biologische Landwirtschaft. Das entspricht einem Anteil von 13,1 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Im Kanton Luzern sind es mit nur 7,7 Prozent (336 Betriebe) deutlich weniger. Die Gründe für den geringen Anteil liegen in der wirtschaftlichen Ausrichtung der Luzerner Bauern. «Da im Kanton Luzern seit Langem intensive Tierhaltung betrieben wird, ist eine Umstellung häufig mit hohen Kosten verbunden», betont Franz Elmiger. Und fügt hinzu: «Ich glaube nicht, dass die Luzerner Bauern engstirniger sind als der Rest der Schweiz.» Der kleine Anteil könnte in den nächsten Jahren aber steigen. So kamen im Kanton Luzern in den vergangenen drei Jahren 37 neue Betriebe hinzu. Auch schweizweit nimmt der Anteil Bio-Betriebe zu. «Der hohe Kostendruck in der konventionellen Landwirtschaft und die steigende Nachfrage nach Bio-Produkten fördern diese Entwicklung», sagt Elmiger. Der Verein «Bio Luzern» will sich aber nicht alleine auf den Markt verlassen. Um mehr Bauern ins Boot zu holen, sei man laut Präsident Josef Bircher bestrebt, die Umstellbetriebe bestmöglich zu unterstützen und diese sofort in den Informations- und Erfahrungsaustausch zu integrieren. Für Franz Elmiger birgt das Wachstum aber auch Gefahren. «Wenn wir nicht jedes Jahr neue Kunden gewinnen können, sinken langfristig die Preise für Bio-Produkte».
Präsident Bircher will dies durch stetige Qualitätssteigerung in der Produktion erreichen. «Das geht von der Bodenbearbeitung über bessere Energiebilanzen bis zu den sozialen Anforderungen auf den Höfen.» Bircher ist sich sicher: «Wenn die Konsumenten weiterhin jedes Jahr mehr Bio-Lebensmittel kaufen, wird der Anteil Bio-Betriebe auch im Kanton Luzern bald bei zehn Prozent liegen.»
Als Franz Elmiger die Umstellung wagte, war von Wachstum noch wenig zu spüren. Seine Entscheidung für den Wechsel auf Bio sei aber meist positiv aufgenommen worden. «Sogar der Lohnunternehmer, welcher auf konventionellen Betrieben fleissig spritzt und düngt, fand, dass es auf meinem Hof gut aussieht», sagt der 49-Jährige lachend. Trotzdem werden die Biobauern teilweise heute noch belächelt. Elmigers Sohn absolviert momentan die Landwirtschaftliche Schule. In seiner Klasse sei er mit einem Kollegen der einzige Bio-Bauernsohn. «Sie werden meist als Exoten angesehen.»
Viel mehr als solche Vorurteile stören Elmiger die nach wie vor mangelnde Unterstützung aus der Industrie. «Forschungsgelder für Düngemittel werden zuhauf gesprochen und die Agrar-Magazine sind voll mit Werbung fürs neueste Pflanzenschutzmittel.» Geld für biologisch basierte Untersuchungen, um Pflanzen noch robuster zu machen und mehr Ertrag zu erzielen, werde dagegen viel weniger gesprochen. «Damit verdient halt niemand etwas.» Hier wünscht sich Franz Elmiger mehr Unterstützung von der öffentlichen Hand. Schliesslich sei es im Interesse von allen, dass gesunde Lebensmittel hergestellt werden. Er plädiert dabei auch an das Bewusstsein der Konsumenten. Wenn ein herkömmlicher Apfel gegessen werde, beinhalte dieser immer Spuren von Pflanzenschutzmitteln. Nicht so bei der biologischen Frucht. «Wir müssen die Bio- Produkte als gesunde und natürliche Lebensmittel mehr schätzen.»