Fabian Peter hat es geschafft. Bereits nach dem ersten Wahlgang steht der Inwiler Senkrechtstarter als neuer Regierungsrat fest. Der «Seetaler Bote» hat ihn am Wahlsonntag begleitet.
Fabian Peter ist nervös. Praktisch im Minutentakt zückt er sein Smartphone und aktualisiert die Kantonswebsite, um die bisherigen Resultate zu prüfen. Eigentlich sieht es nicht schlecht aus für den Inwiler. Er kann bereits um 14.40 Uhr 45 000 Stimmen verbuchen. Damit ist er über dem absoluten Mehr. Eines macht ihm aber Sorgen: Die Resultate der Stadt fehlen noch. Deshalb kann er noch nicht hundertprozentig davon ausgehen, gewählt zu sein. Kampagnen-Leiter Peter Steiner beruhigt den 42-Jährigen: «Das Resultat ist jetzt schon sehr beachtlich. Als Neuer schon auf dem Dritten Platz zu stehen, ist sensationell.» Peter ist derselben Meinung. Trotzdem spürt er, dass an diesem Wahlsonntag viel drin liegen kann für ihn. «Es bereits im ersten Wahlgang zu schaffen, wäre sensationell.» Ehefrau Debby Peter versucht, beruhigend auf ihren Mann einzuwirken. Immer wieder streicht sie ihm liebevoll über den Arm. «Er ist momentan sehr nervös. Ich war vor zwei Wochen viel angespannter. Heute fühle ich mich relativ ruhig.» Auch die anderen Familienmitglieder sind vor Ort. Peters Brüder sind da, seine Eltern. Sogar die Patin ist extra von Fribourg angereist. Im Zug habe sie zum ersten Mal einen Liveticker mitverfolgt, erzählt sie lachend.
Jubel im Wilden Mann
15.15 Uhr. Die Anspannung bei Peter hat nun ihren Höhepunkt erreicht. Während sein Umfeld bereits von einem Wahlsieg ausgeht, tigert der Eibeler im ganzen Saal hin und her. Seine Hände zittern bei jedem Smartphone-Check noch etwas mehr. Die ersten Zeitungen schreiben bereits, dass Peter der Sieg nicht mehr zu nehmen sei. Er glaubt noch nicht daran. Nicht, solange die Stadt nicht ausgezählt ist. Erste Gratulanten erscheinen trotzdem schon. Darunter Nationalrat Peter Schilliger und der Hochdorfer Gemeinderat Roland Emmenegger.
Plötzlich ruft jemand, «Fäbu, du bist gewählt». Grenzenloser Jubel. Peter aber kann es nicht glauben. «Das will ich zuerst selber sehen.» Wieder zückt er sein Handy. Sein Zittern ist nun derart heftig geworden, dass es ihm schwer fällt, das Gerät zu bedienen. Ungläubig schaut er auf. Dammbruch. Seine Debby fällt ihm in die Arme. Peter kämpft mit den Tränen. Es ist geschafft. Der Newcomer aus Eibu zieht im ersten Wahlgang in die Luzerner Regierung ein. 56 411 Wählerinnen und Wähler schrieben Peters Namen auf. Nun ist er gelöst, strahlt wie ein Maikäfer und reckt die Faust in die Luft.
Medienrummel
Danach geht es Schlag auf Schlag. Zuerst feiert die Partei ihren neuen Regierungsrat. FDP-Kantonalpräsident Markus Zenklusen gratuliert Peter. «Es hat sich gelohnt, den Wahlkampf bereits so früh zu beginnen.» Auch Peter spricht kurz zu seinen Parteifreunden und bedankt sich für die Unterstützung. Er sei momentan einfach nur unglaublich glücklich. «Ich habe eine Bewegung ausgelöst. Die Wähler haben mir ihr Vertrauen ausgesprochen. Die harte Arbeit hat sich definitiv gelohnt» Es gelte nun, frischen Wind in die Regierung zu bringen. Diese Sätze wird er an diesem Tag noch viele Male wiederholen.
15.40 Uhr. Auf dem Weg zum Regierungsgebäude wird Peter bereits von Fotografen umschart. Passanten fahren mit Velos vorbei. «Fäbu, hast du es geschafft?», fragt einer. Nationalrat Albert Vitali taucht auf und umarmt Peter mitten auf der Strasse. Beim Eingang zum Regierungsgebäude wird der neue Regierungsrat sofort von Journalisten umstellt. Benjamin Häfliger, Geschäftsführer der FDP Luzern, versucht Ordnung reinzubringen. Radio Pilatus, SRF, Tele Züri stehen nach einer halben Stunde bereits auf seiner Liste. Peter muss immer wieder dieselben Fragen beantworten. Geduldig gibt er sich dem Medienmarathon hin. Was auffällt, häufig betont er, dass in seiner Heimat Inwil 85 Prozent der Bevölkerung ihn gewählt haben. «Das macht mich unglaublich stolz.» Peter würde am liebsten längst in seinem Heimatdorf sein und den Sieg mit seinen Liebsten feiern.
Fröhliche Stimmung dank Peter
Dazu ist es aber noch etwas zu früh. Um 17.40 Uhr stattet der neue Regierungsrat dem Wahlkreis Hochdorf einen Besuch ab. Diese wussten nichts von ihrem Glück. Als Peter in der Braui eintrifft, zeigt sich Wahlkreispräsidentin Romy Odoni-Bucher sichtlich überrascht. «Wir wussten nicht, dass du zu uns kommst.» Auch Ständerat Damian Müller ist vor Ort. «Dass ein Wahlkreis einen Regierungsrat und einen Ständerat stellt, hat es bei uns wahrscheinlich noch nie gegeben.» Obwohl die FDP insgesamt drei Kantonsrats-Sitze abgeben musste, ist die Stimmung fröhlich. «Fabian hat es geschafft, Stimmen aus anderen Parteien zu holen. Das ist sehr erfreulich», so die Hochdorfer Gemeinderätin Daniela Ammeter-Bucher. Auch der alte, neue Kantonsrat Othmar Amrein aus Eschenbach ist begeistert. «Das Resultat ist super. Wir alle sind glücklich.» Dieser Sieg tröste auch etwas über die verlorenen Sitze hinweg. «Wir haben es uns natürlich trotzdem anders vorgestellt.» Dass mit Peter nun ein Seetaler in der Regierung sitzt, freut Amrein. «Damit haben wir einen direkten Draht. Trotzdem ist Fabian natürlich für den ganzen Kanton da.»
Bevor es weiter nach Inwil geht, hat Peter noch etwas zu erledigen. Auch die CVP will noch kurz einen Schwatz mit dem neuen Regierungsrat halten. Ganz nach seinem Motto «Brückenbauer» nimmt er die Einladung an und lässt seine Fans in Eibu noch etwas warten.
Eine Freinacht in Eibu
19.30 Uhr. Beim Gemeindezentrum Möösli warten an die 200 Personen, um ihren Fäbu zu feiern. Kurz vor Sonnenuntergang ist es so weit. Fabian Peter und seine Frau werden in Inwil von Treichlern empfangen. Im Saal gratuliert ihm jeder persönlich. Viele Umarmungen und Küsse folgen. Gemeindepräsident Josef Mattmann begrüsst den ersten Regierungsrat von Eibu. «Ich habe immer gewusst, dass du das Zeug dazu hast», so der politische Förderer von Peter. Dass er es bereits im ersten Wahlgang schaffen würde, damit habe er nicht gerechnet. Aber ein bisschen gehofft schon, so Mattmann. «Nun wollen wir feiern und zwar so wie Eibeler das immer tun. Nämlich richtig. Dazu rufe ich eine Freinacht aus.»
Fabian Peter, sichtlich gerührt, lässt vor der Bevölkerung noch einmal seinen Tag Revue passieren. «Nach den ersten Resultaten sah es bereits sehr gut aus.» Die Leute hätten an ihn geglaubt. «Ich bin so stolz euer Regierungsrat sein zu dürfen.» Und sogleich unterstreicht er noch einmal seine Verbundenheit mit Inwil. Einige hätten ihn nämlich gefragt, ob er nun nach Luzern ziehen werde. «Ich verspreche euch; ich bin und bleibe Eibeler.»