Ein Seemann mit Führungsqualitäten

Ueli Haller feiert dieses Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum bei der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee AG. Eine Karriere, die aus purem Zufall ihren Anfang nahm.

Ein grosses Schiff legt vor dem Seehotel Delphin an. Das schöne Wetter lockt an diesem Donnerstagnachmittag zahlreiche Gäste nach Meisterschwanden, welche ihren Tag auf dem Wasser verbringen möchten. Gleich neben dem Hotel steht das Bürogebäude der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee. In einem der Büros sitzt ein Mann, der mit seiner weissen Uniform und den goldenen Abzeichen auf den Schultern nicht so recht dahin passt. Eher auf die «MS Seerose», wie das eben angelegte Schiff heisst. Ueli Haller ist Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee AG. Nebst der Leitung und Organisation des Betriebs ist der 50-Jährige regelmässig als Schiffsführer tätig. «Ich war vorher gerade draussen und habe eine Fahrt durchgeführt», sagt er.

Zufall entschied

Die ersten Gehversuche in der Schifffahrt reichen bei Ueli Haller bis ins Jahr 1985 zurück und waren «purer Zufall». Der Sohn eines Bauern aus Meisterschwanden wuchs neben dem Schiessplatz auf und half dort mit, um etwas Sackgeld zu verdienen. Der damalige Betriebsleiter der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee war einer der Schützen und fragte den jungen Haller, ob er Interesse habe, bei ihm zu schnuppern. Der damals 16-Jährige sagte anfangs vor allem aus finan­ziellen Gründen zu. «Zu Hause hiess es immer, wenn du mehr ausgeben willst, musst du halt mehr verdienen», erzählt Haller und lacht. Das tolle Team, das spezielle Flair der Schifffahrt und die vielen glücklichen Gesichter der Passagiere beeindruckten den jungen Bauernsohn und er entschied sich, die Ausbildung zum Matrosen zu machen. Mit 19 Jahren folgte die Ausbildung zum Schiffsführer.

Drei Jahre später verliess er die Schweiz, um seiner zweiten Leidenschaft, der Gastronomie, nachzugehen. Auf den Philippinen führte er ab 1993 ein Restaurant in einem Hotel. «Das war eine ganz spezielle Erfahrung», sagt Haller. Er entschied sich nach sieben Jahren, in die Schweiz und zur Schifffahrt zurückzukehren. Ab 2004 war er wieder bei der heimischen Schifffahrtsgesellschaft angestellt. Fünf Jahre später übernahm er die Geschäftsleitung. «Bei vielen Schifffahrtsgesellschaften kommen die Geschäftsführer aus einem komplett anderen Bereich», sagt Haller. Durch seine Erfahrungen könne er häufig schnell handeln und entscheiden, ohne bei einem Experten rückfragen zu müssen.

Offen für Neues

Ueli Haller blickt auf gesamthaft 25 Jahre Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee zurück. In dieser Zeit hat sich einiges verändert. Nebst mehr Vorschriften seien auch die Erwartungen der Passagiere gestiegen. So hätten sie heute viele Erlebnis-Fahrten wie Pasta- oder Fondueschiff im Angebot. Früher seien die Leute meist «nur» zum Schiff fahren gekommen. «Eine Cola trinken und Pommes Chips essen ist zu wenig, die Leute wollen etwas erleben.» Die Klientel, welche die Angebote nutzt, sei aber immer noch die gleiche wie früher. «Wir haben vielleicht ein Prozent Touristen aus anderen Ländern, der Rest sind Leute aus der Region.» Viele der Touristen seien halt auf Luzern fokussiert und kämen gar nie an den Hallwilersee. Für Haller aber kein Problem. «Wir haben seit zehn Jahren durchschnittlich 130 000 bis 140 000 Gäste pro Jahr. Mit der Anzahl Schiffe und der gegebenen Grösse des Sees sind wir gut ausgelastet.»

Partyboot vom Tisch

Trotzdem tüftelt der umtriebige Kapitän ständig neue Ideen aus, um alle Altersklassen anzusprechen. Dass eine Idee auch einmal nach hinten losgehen kann, zeigte sich mit der Lancierung eines Partyboots. «Wir hatten eines unserer Schiffe einem Dritten vermietet, der darauf eine Streetparade-ähnliche Party veranstaltete. Durch den Lärm gab es einige Reklamationen», sagt Haller. Zudem musste die Polizei ausrücken, da es an Bord einen handfesten Streit gegeben hatte. Die Lage beruhigte sich danach wieder, der Lärm blieb. Haller wollte kein Risiko eingehen und brach die Veranstaltung ab. «Die Leute, welche sich bei uns beschwert hatten, schätzten unser schnelles Handeln.» Die sofortige Reaktion hat wohl auch damit zu tun, dass Haller nebst der Schifffahrt als Gemeindepräsident von Meisterschwanden fungiert. «Viele Themen wie zum Beispiel der Lärm oder das Littering sind auch Themen im Gemeinderat», bestätigt er.

Das Projekt «Partyboot» sei vorerst vom Tisch. Haller ist aber weiterhin für viele Ideen offen. «Es mag nicht jeder Ländlermusik, daher möchte ich auch diesen Leuten etwas bieten.» Ein Beispiel sei das Rock-Schiff, welches vom Verein «Junge Tennwiler» organisiert wird.

Von der Nostalgie in die Moderne

Spätestens im Jahr 2018 bietet Ueli Haller seinen Gästen wieder Neues. Mit dem Schiff «MS 2018» modernisiert die Schifffahrtsgesellschaft ihre Flotte. Das Schiff «Fortuna» mit Baujahr 1963 hat ausgedient. «Ab 2021 müssen alle Schiffe behindertengerecht eingerichtet sein.» Dies sei beim alten Schiff nicht gegeben. Eine Renovation hätte sich laut Ueli Haller aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht gelohnt. Das neue Schiff kostet 2,5 Millionen Euro. Es wird mit Fremd- und Eigenkapital sowie Spenden finanziert. Das alte Schiff wird gemäss Haller verkauft. Wohin, weiss er noch nicht. Er hofft, dass die «Fortuna» an einem anderen Ort weiterfährt. «Dann fällt uns die Trennung von dem schönen Schiff auch weniger schwer.»

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