Der 18-jährige Drummer Jonas Elmiger hat schon viel erreicht. Seine Siegesbilanz ist beeindruckend. Trotzdem bleibt der Gymnasiast bescheiden und hat für die Zukunft einiges vor.
Die Knie sind leicht gebogen, der Oberkörper gerade und gespannt. Der Blick hochkonzentriert auf die davorliegenden Holzklangkörper gerichtet. Was links und rechts passiert, scheint unwirklich; nicht von Bedeutung. In den Händen vier Holzschläger, welche mal langsam und fein, im nächsten Moment wieder atemberaubend schnell und beeindruckend präzise über das Marimbafon, welches wie ein riesiges Xylofon aussieht, huschen. Diese Hände gehören Jonas Elmiger. Ein junger Mann mit blondem Haar und schlichtem, schwarzem Pullover.
Schlicht unglaublich sind auch seine Erfolge: Schweizer Meister im Bereich «Klassik Felle», Kantonalmeister im Einzel und mit dem Ensemble «Schapper-Percussion», Solochampion am Ostschweizer Solo- und Ensemble-Wettbewerb mit dem Marimbafon und Gewinner des Schweizer Jugendmusikwettbewerbs. Hinzu kommen weitere Auszeichnungen bei regionalen Veranstaltungen. Die unzähligen Siege sind nicht von ungefähr: «Ich übe im Durchschnitt zwei bis vier Stunden am Tag. Es kann aber auch einmal mehr sein», sagt der Gymnasiast.
Die Leidenschaft für Schlaginstrumente war bei Jonas Elmiger schon früh zu erkennen. In der zweiten Klasse fing er an, «Djembé» zu spielen. Die afrikanische Trommel begeisterte den kleinen Jungen vom ersten Schlag an. «Sein Vater spürte schon früh, dass Jonas ein ausgesprochen gutes Taktgefühl hat», sagt Mutter Irène Elmiger. Bald darauf folgte der Einstieg in die klassische Perkussion. Elmiger erlernte bei verschiedenen Lehrern Marimbafon, kleine Trommel (die mittlere Snare-Trommel beim Schlagzeug) und Kesselpauke. Damit ist der 18-Jährige nicht der klassische Schlagzeuger einer Rock- oder Jazzband. Mit seinen Instrumenten spielt er eher in Orchestern oder einer Brass Band. Ist das für ihn ein Problem? «Nein», sagt Elmiger. Während andere in seinem Alter Rock und Hip-Hop hören, laufen bei ihm Orchesterstücke. «Ich höre auch im Bus klassische Musik, Filmmusik oder Stücke, die ich selber spiele.» Mit dieser Leidenschaft erklärt er auch seine Erfolge: «Talent ist nur ein kleiner Teil. Fleiss, Ehrgeiz und ganz viel Freude am Spielen bringen mich weiter.»

Um den enormen Probenaufwand neben der Schule überhaupt möglich zu machen, geht Jonas Elmiger ans «Gymnasium+» in Schüpfheim. Dort werden Talente aus dem Bereich Sport und Musik ausgebildet. Durch weniger Unterrichtsstunden können die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit ins Training oder die Proben stecken. Die Schüler sind dabei frei und können individuell an ihren Fertigkeiten arbeiten. Auf die Frage, ob er die Zeit zum Üben auch immer nutzt und nie den Koller hat, lächelt der junge Musiker und sagt: «Ich musste mich noch nie zum Üben zwingen. Das ist für mich immer mit viel Spass verbunden.» Irène Elmiger bestätigt dies: «Manchmal übt er so intensiv und leidenschaftlich, dass man ihn daran erinnern muss, zwischendurch eine Pause einzulegen», sagt die dreifache Mutter lachend. Sie hilft ihrem Sohn bei der Koordination von Terminen und Anfragen von Bands und Orchestern. «Da Jonas nicht immer erreichbar ist, rufen die Leute zu Hause an und ich schaue für einen Termin.»
Auch der Vater ist für das junge Talent eine grosse Stütze. Alex Elmiger ist Dirigent bei der Brass Band Ermensee, in welcher sein Sohn auch mitspielt. «Mein Mann überzeugte mich, dass wir Jonas seinen Weg gehen lassen und nicht auf eine klassische Berufsbildung drängen», sagt Irène Elmiger. Inzwischen sei auch sie überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war. Nebst der grossen Unterstützung durch seine Eltern schätzt der junge Musiker auch jene seiner beiden Schwestern Eliane und Salome. «Sie sind an vielen meiner Wettbewerbsauftritte dabei und opfern gerne einen Teil ihrer Freizeit dafür.»
Leben von der Musik
Wie wertvoll Freizeit ist, weiss Jonas Elmiger bestens. Neben der Musik bleibe davon aber nicht viel übrig. «Eigentlich habe ich gar keine Zeit dafür.» Wenn er einmal etwas mit seinen Kollegen machen möchte, müsse er meist weit vorausplanen. Immer abzusagen sei manchmal schon etwas frustrierend. Er fügt aber hinzu: «Ich will für die Musik leben, das ist nicht immer einfach.» Daher ist für ihn klar, wie seine Zukunft aussieht. «Ich will mein Geld mit der Musik verdienen.» Einen ersten Schritt hat er bereits gemacht: Nach seiner Zeit am Gymnasium wird er nach Zürich an die Hochschule der Künste (ZHDK) gehen. Was danach folgt, ist noch offen. Auf Träume und Wünsche angesprochen, kann er sich gut vorstellen, eine Anstellung bei einem Orchester anzunehmen. Eine Karriere als freier Solist, der in verschiedenen Bands und Orchestern spielt, ist für Elmiger ebenfalls eine reizvolle Vorstellung. Sein Musiklehrer Raphael Christen lebe diesen Beruf und sei mit diversen Formationen aus verschiedenen Ländern wie Frankreich, Japan, Korea, oder in Dubai unterwegs.
Das ist alles noch Zukunftsmusik. Sein nächstes grosses Ziel dagegen nicht. Im Herbst findet der «Prix Musique» statt. Dieser Wettbewerb wird unter den Siegern der verschiedenen Schweizer Solo-Wettbewerbe ausgetragen. Klar, will Elmiger als amtierender Schweizer Meister hier dabei sein. Während den Sommerferien sei das Ziel, vier bis fünf Stunden pro Tag zu üben. «Dann habe ich endlich viel Zeit dafür.» Eines weiss der umtriebige Drummer schon jetzt: «Diesen Sommer wird es wohl keine Ferien geben.»