SBB Cargo will sparen. Kleine Bedienpunkte mit wenig Güterverkehr sollen in den nächsten Jahren geschlossen werden. Hochdorf wird dank Manor kaum davon betroffen sein.
In den nächsten fünf Jahren sollen bei SBB Cargo 800 Stellen abgebaut werden. Die Hiobsbotschaft von Anfang März sorgte in der ganzen Schweiz für Aufregung. Nicht nur wegen den Arbeitsstellen, die gemäss SBB in 750 Fällen durch natürliche Abgänge wegfallen, sondern auch wegen den einzelnen Güterbedienpunkten. Diese Bedienpunkte des sogenannten Einzelwagenladungsverkehrs sollen bis 2020 an 100 Orten in der Schweiz «überprüft» werden. Standorte mit Einzelwagenladungsverkehr fertigen pro Tag durchschnittlich zwei Wagen ab. Bis 2023 sollen weitere 70 «schwach frequentierte» Punkte unter die Lupe genommen werden. Die SBB Cargo will also im Klartext nicht mehr rentable Verladestationen schliessen.
Auch Hochdorf gehört zu jenen Orten mit Einzelwagenladungsverkehr. Ob dieser Standort ebenfalls vom Abbau betroffen ist, kann man nicht sagen, teilt die SBB auf Anfrage mit. «Infos zu einzelnen Bedienpunkten geben wir rechtzeitig bekannt, wenn deren Überprüfung abgeschlossen ist», sagt Cargo-Mediensprecher Christian Ginsig.
Ob Hochdorf tatsächlich gefährdet ist, kann auch Philipp Hadorn, Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV), nicht sagen. Er weiss aber, auf was die Cargo bei jeder Überprüfung achtet. «Wenn ein grosser Kunde betroffen ist oder ein Verteilzenter in der Nähe ist, sind die Chancen besser, dass der Standort vorläufig erhalten bleibt.»
Eine solche Verteilzentrale betreibt auch die Warenhauskette Manor in Hochdorf. Auf Anfrage bestätigt der Speditionsverantwortliche, Raphael Aeschbacher, dass pro Tag sieben Bahnwagen abgefertigt werden. Man habe bis jetzt auch keine Anzeichen, dass der Güterumschlagplatz in Zukunft geschlossen werde. «Ausser der offiziellen Mitteilung von der SBB haben wir keine weiteren Informationen bekommen», sagt Aeschbacher. Falls der Bedienpunkt trotzdem geschlossen werden sollte, müsste man auf Lastwagen ausweichen. Ob die Warenhauskette bereits solche Schritte geprüft hat, weiss Aeschbacher nicht.
Gemäss Mediensprecher Alexandre Barres vom Manor Hauptsitz in Basel prüfe man regelmässig sämtliche operativen Prozesse. «Dazu zählen auch die Transportdienstleistungen.» Auch er betont, dass man bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Anzeichen für eine Schliessung des Güterumschlagplatzes in Hochdorf habe.
Ob Güterzüge auch ohne Manor weiterhin in Hochdorf halten würden, ist fraglich. «So viel ich weiss, ist Manor der einzige Kunde, der die Bahn in Hochdorf regelmässig nutzt», sagt ein Cargo-Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden möchte. Für ihn wäre es daher nicht verwunderlich, wenn der Bedienpunkt in Hochdorf aufgehoben würde, falls Manor aus irgendwelchen Gründen abspringt.
Bei der SBB will niemand Auskunft geben, ob noch andere Firmen in Hochdorf auf die Bahn setzen. Auch Manor hält sich bedeckt. Unternehmen wie die Hochdorf Gruppe oder 4B antworteten auf Nachfrage des «Seetaler Bote», dass man alle Transporte über die Strasse erledige.
Besitzerin der Gleisanschlüsse ist die Ziegelei Hochdorf. Das Unternehmen hat bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 2014 die Bahn für ihre Güter benutzt. Gemäss dem Technischen Direktor Hans Gyr vermietet die Ziegelei nun die Gleisanschlüsse an Manor und hat diese gar ausgebaut. «In Zukunft sollen auch Container verladen werden können.» Ziel sei es, möglichst viele Güter von der Verteilzentrale über die Bahn zu transportieren. Somit sei eine Schliessung des Bedienpunkts in Hochdorf kein Thema. Was SBB und Manor verschweigen, kann Gyr bestätigen: «Manor ist in Hochdorf das einzige Unternehmen, das auf die Bahn setzt.» Bis im vergangenen Herbst seien noch Zuckerrüben transportiert worden. «Inzwischen führt die SBB den Transport von Wildegg aus.»
Dass in naher Zukunft sämtliche Waren aus dem Manor-Verteilzenter auf Gleisen ins Tessin und Italien gelangen sollen, findet Gyr nur logisch: «Schliesslich haben wir für 20 Milliarden die Neat gebaut.»