Seetaler sorgen für die Schüür-Musik

Die Schüür in Luzern wird 25 Jahre alt und feiert ihr Jubiläum mit diversen Konzertveranstaltungen. Die Verantwortung liegt zu einem grossen Teil in den Händen von Seetalern.

Das hölzerne Gebäude neben dem Bahnhof Luzern fällt auf. Eine Scheune mitten in der Stadt ist kein gewohntes Bild. Die meisten dieser Bauten sind schon lange modernen Büro- oder Wohngebäuden gewichen. Nur die Schüür nicht. Sie dient seit 25 Jahren als Konzerthaus und ist aus der Luzerner Musikszene nicht mehr wegzudenken. Ob Rock, Pop oder Hip-Hop – schon viele Musiker sind hier aufgetreten. «Wir möchten allen etwas bieten. Das kann an einem Abend Hip-Hop und am nächsten Metal sein», sagt Silvio Zeder. Der gebürtige Hochdorfer ist seit drei Jahren Programmleiter und somit für die meisten Bookings zuständig. Gerade dieses breite Angebot mache seinen Job so spannend und herausfordernd, betont der 28-Jährige. So finden während den Jubiläums-Veranstaltungen, die vom 13. bis 17. Oktober dauern, die Metal-Band Kataklysm genauso wie «Züri West» den Weg auf die Bühne. Die Schüür will ein breites Publikum ansprechen. Oder wie es Geschäftsführer Marco Liembd sagt: «Wir wollen jeden Luzerner mindestens zweimal im Jahr mit unserem Programm direkt ansprechen.»

Kultur schon immer gelebt

Marco Liembd hat die Leitung der Schüür vor eineinhalb Jahren übernommen. Davor war Liembd Kommunikationsleiter im Südpol und arbeitete lange Zeit für diverse Radios. Die Kultur begleitet den aus Aesch stammenden Luzerner schon seit seiner Jugend. Bereits als 14-Jähriger organisierte er in der Holzbaufirma der Eltern sein erstes Konzert. «Die Bühne mussten wir selber bauen», erzählt der 37-Jährige. Mit eigener Musik hat Liembd inzwischen weitgehend aufgehört. Als DJ steht er aber noch regelmässig hinter den Plattentellern. Veranstaltungen organisierte Liembd in seinen Jugendjahren ebenfalls. So machte er einige Jahre lang Silversterpartys und war später für die Partys der Guuggenmusik Hoitröchner in Hitzkirch mitverantwortlich. «Dort lernte ich, den ersten Grossanlass mit 1500 Partygästen auf die Beine zu stellen.»

Auch Silvio Zeder hat sein erstes Konzert mit 14 Jahren organisiert, in der Garage der Eltern. Im Gegensatz zu Liembd ist Zeder bis heute in einem Elektroduo aktiv. In die Schüür kam er durch seine vorgängige Arbeit im Treibhaus Luzern. Als Betreuer wirkte er bei zahlreichen Veranstaltungen mit und startete dort auch seine Booking-Karriere, die er nun mit seinem 80-Prozent-Pensum in der Schüür weiterführt.

Keine Unterstützung auf dem Land

Nebst dem Geschäftsleiter und dem Programmchef ist auch das Marketing in der Hand eines gebürtigen Seetalers. Greg Zeder ist bereits seit fünf Jahren in der Schüürtätig. Der 38-Jährige wuchs ebenfalls in Aesch auf und arbeitet seit fünf Jahren 60 Prozent in der Schüür, daneben ist er beim Musik-Label «Little Jig» als Labelmanager tätig. Die Beziehung zu seinem Geschäftsleiter reicht bis in die Jugendjahre der beiden zurück. «Greg und ich waren zusammen in der gleichen Band», sagt Marco Liembd. Dass nun gleich drei Seetaler leitende Positionen in der Schüür einnehmen, ist gemäss Liembd kein Zufall: «Die Seetaler waren schon immer sehr aktiv in der Kulturszene der Stadt Luzern.» Das habe auch damit zu tun, dass es in der ländlichen Heimat schwierig sei, etwas auf die Beine zu stellen. «Wenn du im Seetal etwas organisieren willst, fehlt es dir zuerst einmal an allem. Es gibt weder die nötige Infrastruktur, noch Unterstützung von den Gemeinden», sagt Liembd. Das sei in der Stadt komplett anders. «Die Förderung der Kultur hat hier einen grossen Stellenwert. Von dem kann man auf dem Land nur träumen.»

Das sieht auch Silvio Zeder so. «Die Kulturkonzentration wird der Stadt überlassen.» Mit der Hochdorfer Gruppe «Kapitallos Glücklich» sei zurzeit aber eine spannende Entwicklung zu beobachten. «Ich finde es toll, dass es junge Leute gibt, die wieder etwas in diesem Bereich machen wollen.» Das Seetal bleibe aber ein schwieriges Pflaster: «Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie viel Aufwand und Ausdauer es braucht, damit ein Event gelingt.»

Ruppiger Start

Dass nicht nur im Seetal viel Aufwand für erfolgreiche Events betrieben werden muss, erlebten die Schüür-Betreiber am eigenen Leib. In gewissen Zeiten musste man nebst Konzerten vermehrt Happy-Hour-Partys organisieren, weil diese viel Publikum anziehen. So konnten die Verantwortlichen ihre Rechnungen wieder bezahlen. Für Liembd keine Überraschung: «Bei fast jedem Kulturhaus sind die ersten zehn Jahre etwas ruppig.» Schliesslich müsse zuerst die Infrastruktur und das Angebot der Nachfrage entsprechen und auch einmal ein Wagnis eingegangen werden, um Erfahrungen zu sammeln. Heute stehe die Schüür auf gesunden Beinen, weitere Entwicklungsprozesse seien trotzdem im Gang. «Langfristig wollen wir den Konzertsaal im oberen Stock von der Bar im Parterre trennen, damit an beiden Orten unabhängig voneinander Events stattfinden können.»

Auch Bands sollen gefördert und in ihrer Entwicklung unterstützt werden. «Wir geben unbekannten Bands bewusst eine Chance, auch wenn es sich finanziell nicht immer lohnt», sagt Silvio Zeder. Trotzdem zahle es sich häufig aus: «Wenn die Gruppe später bekannter ist, kommt sie eher wieder zu uns.»

An den Schüür-Konzerten sind Liembd und Zeder übrigens oft anzutreffen, um die Stimmung einzufangen. «Eigentlich sind wir fast zu oft hier», sagt Marco Liembd. Wenigstens fühlen sie sich aber wohl an ihrem Arbeitsplatz: «Die Schüür ist für uns wie ein zweites Wohnzimmer.»

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